Die nordnorwegische Stadt Tromsø wird auch gerne als „Das Paris des Nordens“ oder auch „Das Tor zur Arktis“ bezeichnet. Die größte Stadt im Norden Norwegens (und die achtgrößte des gesamten Landes) begrüßte mich im Oktober mit Schneegipfeln und arktisch- frostigen Nächten. Nicht nur die Stadt Tromsø, sondern insbesondere die Provinz Troms mit der subpolaren Landschaft hat es mir von der ersten Minute angetan. Tromsø liegt knapp 350 km oberhalb des Polarkreises. Landschaftlich erwarten die Besucherin spektakuläre Bergketten am Rande der tief eingeschnittener Fjorde, dazu Rentiere, die die Straße kreuzen und in klaren, dunklen Nächte Polarlichter – was will das nordlandverliebte Herz mehr?!
Wer diesen Blog schon öfter einmal besucht hat, weiss, dass mein Herz mehr für einsame Naturerlebnisse schlägt, als für Städtetouren. Dennoch habe ich natürlich einige Sehenswürdigkeiten in Tromsø angeschaut und teile diese gerne mit Euch:
Die Eismeerkathedrale
Die archetektonisch sehr auffällige Kirche wurde 1965 in Betrieb genommen. Die Außenfassade der Kirche ist wie ein Nurdach-Haus gestaltet: die Dachschrägen reichen bis an den Boden und bilden im Norden und Süden zugleich die Außenwand. Mit viel Fantasie kann man erkennen, was sich der Architekt dabei gedacht hat: die perlgraue Außenfassade soll wie stilisierte aufgeschichtete Eisplatten wirken.
Der Innenraum der Kirche ist sehr schlicht gehalten. 720 Kirchgängerinnen haben einen Sitzplatz vor dem sehr schlichten Altar und einen guten Blick auf das farbenfrohe 140 qm große Glasfenster. In der Beschreibung zur Kirche findet man die Aussage, dass der Innenraum der Kirche das Polarlicht, Eis und die lange Dunkelheit im Winter wiederspiegeln soll. Der Eintritt in die Eismeerkathedrale kostet ca. 7€.
Skansen
Die Geschichte Tromsøs kann bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Aus dieser Zeit findet man im Stadtbild „Skansen“, eine alte Festungsanlage. Diese wurde, einer Sage gemäß, zum Schutz gegen russische Angreifer erbaut. Deshalb wurde die Festung auch an die engste Stelle des Tromsøysund gebaut, eigentlich. Denn durch eine Landhebung befindet sich das älteste Gebäude-Ensemble der Stadt nun mehr landeinwärts. Im Erdgeschoss des Haupthauses befindet sich eine Galerie und im direkten Umfeld von Skansen kann man sich weitere ältere Holzhäuser anschauen.
Das Polarmuseum
Das Polarmuseum liegt in einem wunderschönen klassischen roten Stelzenhaus (der ehemaligen Zollstation Toldbodbryggan) und befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Freilichtmuseum „Skansen“. Es wurde 1978 am 50 Jahrestag der letzten Polarfahrt von Roald Amundsen (von der er nie zurückkehrte) eröffnet und zeigt Exponate zu Fangtraditionen in Polargebieten und berichtet über die berühmten norwegischen Polarexpeditionen. Oder wie man auf der Homepage des Museums lesen kann: „The exibitions communicate polar history with national and local roots“ Hier geht es zum Internetauftritt des Museums https://en.uit.no
Die MS Polstjerna
Das älteste erhaltene Schiff aus der Robbenfängerflotte, Baujahr 1949. Nach 33 Jagdsaisonen im Eis befindet sich das Schiff nun hinter schützendem Glas und kann in der Sommersaison besichtigt werden.
Streetart
Tromsø hat einige wirklich schöne und großflächige Streetart-Motive zu bieten. Jährlich findet in der Stadt der sogenannte „Arctic Jam“ statt, ein kulturelles Treffen der HipHop Kultur mit Live Konzerten, Dance Battles und eben auch Graffiti und Street Art. (Infos und Termine unter artcticjam.com). Nachfolgend einige Bilder aus dem Stadtbild.
Ein paar fotografische Impressionen aus dem Stadtbild
Nordlichtjagd in Tromsø
Tromsø gilt als Mekka für Polarlichtjägerinnen aus der ganzen Welt. Wie oft habe ich die wundervollen Bilder im Internet bestaunt, die von Tromsøs Hausberg, dem Storsteinen, aufgenommen wurden und die kleine Stadt am Fjord überzogen mit grünen Lichtern abbilden. Das wollte ich mit eigenen Augen sehen! Kleiner Spoiler: ich bin NICHT in die Fjellheisen-Seilbahn gestiegen, um mir die Nordlichter anzuschauen. Dieses Erlebnis ist dann auf einen nächsten Besuch verschoben, den es definitiv geben wird. Ich habe meine Kamera an der „Telegrafbukta“ aufgestellt, um in einer Bucht mit kleinem Sandstrand und einem tollen Blick auf den Fjord und die schneebedeckten Berge auf Polarlichter zu warten. Allerdings war ich hier alles andere als allein – bestimmt 50 weitere Fotografinnen waren auf die gleiche Idee gekommen ;0) – also kein Geheimtipp für Euch! Insgesamt ist es in Tromsø – City wirklich schwierig, Orte ohne Lichtverschmutzung zu finden. Häufig genannt für die gute Sicht in den abendlichen Himmel werden die „Sydspissen“ und der „Prestvannet“. Beide habe ich aber selber nicht ausprobiert, da das Wetter mir einen Strich durch die Polarlichtjagd machte.
Tromsø eignet sich hervorragend als Standort für Tagesausflüge in die nähere Umgebung. Exemplarisch möchte ich Euch drei Ausflüge vorstellen, die sich mit dem Mietwagen innerhalb einer Fahrtstunde gut erreichen lassen:
Tagesausflug in die Region Lyngenfjord
Die Kommune Lyngen wurde nach dem angrenzenden 121 km langen Fjord benannt, der damit der zweitlängste Fjord Nord Norwegens ist und von wundervollen Bergeketten eingerahmt wird. Die Lyngenalpen haben eine Höhe bis zu 1800 Meter und sind im Oktober bereits tief verschneit. Eigentlich wird man dieser ganz zauberhaften Region mit einem Tagesausflug gar nicht gerecht. Aber ich wollte wenigstens eine erste Idee zu diesem Landstrich erhalten und habe mich für die Erkundung der westlichen Seite der Halbinsel entschieden. Warum diese Seite? Weil es hier die großartige Wanderung zum allerschönsten Blåvatnet gibt. Aber dazu gleich mehr. Von Tromsø aus erreicht man die Lyngenhalbinsel am schnellsten mit dem Auto über die E8 und später die Straße 91, die bei Breisvik auf eine kleine Fähre führt, die einen samt Auto in einer kurzen, panoramareichen Überfahrt nach Svendsby bringt. Auf dem Weg zum Startpunkt der Wanderung an den blauen Bergsee, gibt es unzählige schöne Fotomotive!
Der Wanderweg selbst ist mit 4,2 km pro Wegstrecke ausgeschildert. Ich hatte am Ende des Tages aber über 10 km auf der Uhr, obwohl ich brav den rot angestrichenen Hinweissteinen gefolgt bin. Der Wanderweg ist extrem steinig, man wandert die gesamte Strecke durch ein ausgetrocknetes Flussbett und muss vor dem grandiosen Finale über dicke Gesteinsbrocken klettern. Gute Wanderstiefel und ein gewisses Maß an Trittsicherheit sind bei dieser Wanderung unabdingbar. Aber die Kulisse entschädigt für den steinigen Weg! Das umliegende Bergmassiv ist im Herbst einfach wunderschön anzusehen. Und das Ziel der Wanderung, der türkis glitzernde Gletscherseee, ist einfach spektakulär wundervoll! Eine dicke Empfehlung für diese Wanderung. Allerdings war ich sehr froh, dass ich ohne meine Hunde unterwegs war. Ich fand diese Route für Hundepfoten eher ungeeignet.
Tagesausflug in den Nordwesten der Insel Kvaløya
Ein schöner Ausflug führte mich zur Wanderung auf den Brosmetinden. Dabei ging eine wundervolle Panoramastrecke entlang der nordwestlichen Route auf der Insel Kvaløya. Auf der Straße begegneten mir mehrere Rentierfamilien und es gab viele kleine Sandbuchten, die zum Verweilen einluden oder tolle Fotomotive mit Wasserfällen, Holzhäusern zwischen buntem Herbstlaub oder einfach nur schnell und tief fliegenden Wolkenberge . Das Wetter war sehr mäßig an diesem Tag, aber die Natur Nordnorwegens enttäuscht auch bei regnerischem Wetter nicht.
Die Wanderung zum Gipfel des Brosmetinden war dann aber etwas tricky, da der Weg sehr matschig und der Wind recht starke Böen hatte. Safety first! Und so verzichtete ich auf den Aufstieg auf den höchsten Gipfel und genoss den grandiosen Ausblick etwas unterhalb desselben. Ein wirklich empfehlenswerter Tagesausflug!
Wer auf dem Rückweg nach Tromsø Hunger verspürt, sollte im Eide Handel im Örtchen Eidkjosen einkehren. Im Supermarkt findet man ein überraschend gutes Angebot von warmen und kalten Speisen (der Lachs ist super!) und auch die Backwaren samt Kaffee sind prima. Das Ganze zu deutlich günstigeren Preisen als in Tromsø-City.
Tagesausflug auf die Insel Sommarøy
Eine gute Stunde von Tromsø entfernt liegt in einem kleinen Schärenparadies die winzige Insel Sommarøy. Mir waren Bilder von türkisfarbenen Buchten und weißen Sandstränden in der Vorbereitung auf diese Herbstreise direkt ins Auge gefallen. Somit kam Sommarøy auf meine Wunschliste und es hat mich nicht enttäuscht. Viel kleiner, als ich es erwartet hatte und viel dichter besiedelt, als ich es mir erwünscht hatte, aber schön war es dennoch. Besonders eindrucksvoll war die Wanderung auf den Hausberg der Insel, dem Nordkollen mit seinem Gipfel dem Hillesøytoppen. Hier gab es traumhafte Ausblicke auf die besagten Buchten und die Einbettung der Insel in die Schärenlandschaft war von oben besonders gut zu erkennen. Ich hatte den Hausberg ganz für mich alleine, in der Hauptsaison muss das wohl ganz anders aussehen.
Inzwischen kann man nirgendwo auf der Insel kostenfrei parken, das fand ich sehr schwierig. Allerding ist die Insel so klein, dass man überall auch gut zu Fuß hinkommt, hat man denn ein Quartier/einen Campingplatz bezogen. Auf Sommarøy durfte ich einen der stärksten Sonnenstürme und die damit einhergehenden wildesten Polarlichter der letzten 10 Jahre sehen – eine Nacht, die ich nie vergessen werde!
Mein Fazit: Ist Tromsø eine Reise wert?
Ja!!!
Tromsø und seine Umgebung ist mehr als eine Reise wert. In der subpolaren Region gibt es für Nordlandverrückte so viel wundervolle Natur zu entdecken, dass ich auf jeden Fall wiederkommen werde!
4 Antworten
Jetzt will ich noch viel viel mehr nach Tromsö. War mal für 2 Tage dort. Mit dem Schiff. Da hat es mir schon gefallen.
Ich bin gespannt, was Du bei der nächsten Reise erlebst! Danke fürs vorbeischauen!
Ganz toller Beitrag 👍🏼
Danke, dass Du vorbeigeschaut hast!