Island – eine Augenreise

Ich habe ein Buch geschenkt bekommen.

Eine liebe Freundin hat es für mich ausgesucht, die meine Nordlandliebe und insbesondere meine Begeisterung für Island kennt. Nun kann man zu Zeiten des Lockdowns nicht einfach durch eine Buchhandlung schlendern und in unterschiedlichen Büchern stöbern. Sie hat sich für dieses wundervolle Buch entschieden, weil sie in der Zeitung eine Rezension gelesen hat. 

Wow. Diese Rezension muss hervorragend gewesen sein, denn sie hat genau meinen Geschmack getroffen! Und weil ich Euch dieses Buch auch unbedingt schmackhaft machen möchte, kommt hier der Versuch einer Rezension von mir.

Vielleicht wird mein Versuch einer Rezension etwas anders. Denn tatsächlich hatte das Buch mich schon mit der Titelseite. Ja sicher, das Titelbild ist sehr hübsch und auch das matte, wertige Material des Bildbandes hat mich sofort angesprochen. Dann fiel mein Blick aber auf die Namen der beiden Autoren. Und was soll ich sagen: einen davon „kannte“ ich sogar! Gunnar Freyr folge ich schon seit langer Zeit bei Instagram. Er ist dort als @icelandic_explorer zu finden und nimmt seine Follower fotografisch mit an die schönsten Plätze Islands. Als Sohn isländischer Eltern wurde er in Dänemark geboren und wuchs dort auf. Nun lebt er aber auf Island, wie er selbst beschreibt: „Quit the corporate life to seek my Islandic roots“. Gunnar Freyr hat also die unglaublich schönen und stimmungsvollen Fotos dieses Buches gemacht. Es gelingt ihm immer, die besondere Stimmung einzufangen, die diese Vulkaninsel so außergewöhnlich macht. Es gibt wenig „blauer Himmel mit Sonnenschein“ – Bilder. Viel mehr gelingt es ihm hervorragend, den Nebel und die Wolken einzufangen, die in Kombination mit Lavafeldern oder Grassodenhäuser einfach eine ganz besondere Atmosphäre erschaffen. Vielen mögen seine Fotos minimalistisch erscheinen. Aber es ist die Natur Islands, die genau solche Bilder schafft: die Gegensätze entstehen durch die geologischen Besonderheiten: raue Schluchten mit eisblauem Wasser, Vulkankrater mit leuchtend rotem Gestein oder eben Schneefelder mit genau zwei Wanderern, die die Einsamkeit und die Weite des Landes genießen.

 

 

Für die Texte des Buches ist Bertrand Jouanne verantwortlich, der diese minimalistisch hält und damit den Titel des Buches „Island, eine AUGENREISE“ unterstreicht. Jouanne stammt ursprünglich aus Frankreich, lebt aber seit 30 Jahren in Island und führt den Leser systematisch durch alle Teile seiner Wahlheimat. Er schafft es, mit wenigen Worten die Atmosphäre einzufangen, die der Leser in Freyrs Fotos entdeckt. Ein Beispiel aus dem Kapitel „Island von oben“:

„Aus Kratern und Vulkanspalten ergießen sich Lavaströme – erkaltete Flüsse aus geschmolzenem Stein, die es nicht bis zum Meer schaffen, sondern an einem Hang ein Ende finden, die sich mit anderen Strömen zu verbinden scheinen und in benachbarte Lavafelder münden. In all dem Chaos sieht man hier Wiesen, die ihre Brandwunden beklagen, dort Bäche, die keinem logischen Weg folgen, sich in kühlen Windungen schlängeln und zu reißenden Sturzbächen anschwellen. Man verfolgt Flussläufe, die sich aufgrund tektonischer Unebenheiten eine Schlucht gegraben haben und diese nun mit munteren Kaskaden und Wasserfällen beleben. In pastellfarbenen Felsformationen klaffen Löcher, aus denen Rauchwolken aufsteigen. Das zerklüftete Eis ist von schwarzen Moränen durchzogen, die auf den vulkanischen Ursprung verweisen. Hier offenbart sich die Linienführung eines sehr ungewöhnlichen Designers – künstlerisch, emsig und immer bereit, alles in Frage zu stellen.“

Ich lege dieses Buch jedem ans Herzen, der Island kennt und liebt. Und jedem, der diese Liebe noch entdecken möchte. Die isländische Augenreise ist eine Art Reiseführer und doch auch so viel mehr. Ein Buch, das ich immer wieder zur Hand nehmen werde, wenn das Fernweh da ist und durch schöne Bilder und besondere Texte vielleicht ein wenig gestillt werden kann.

Island – eine Augenreise

Bertrand Jouanne & Gunnar Freyr

Dorling Kindersley Reiseführer; 1. Auflage 2020

ISBN : 978-3734203107

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