Öland – Schwedens Sonneninsel

Ich wollte (und will) unbedingt einmal Gotland bereisen.

Wie der Titel erahnen lässt, wurde daraus nichts. Der Gatte war schuld. Er ist der Pragmatische in unserer Familie und war vehement gehen eine aufwändige Fähranreise mit Auto, 3 Personen und 2 Hunden. Letztlich zog bei mir das Hundeargument: Hund 1 hasst Transport auf dem Wasser und Hund 2 ist mit 50 kg leicht rüdenunverträglich … da gibt es angenehmeres als auf einem Schiffsdeck zu sein!

Irgendwie kam dann Öland ins Spiel. Ebenfalls eine Insel in der Ostsee, allerdings ist diese über eine Brücke erreichbar. DAS Argument für den Ehemann. Ich gebe zu, ich war widerwillig und nicht überzeugt. Letztlich wurde der Ölandsommer aber zu einem unserer schönsten Schwedenerlebnisse und ich möchte Euch heute einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der 137 km lange und 16 km breiten Insel am Kolmarsund vorstellen, die über 300 km Küstenlinie verfügt.

Vorweg: Öland ist Schwedens zweitgrößte Insel und hat eine Jahrtausende alte Geschichte. Öland ist länger bewohnt als die meisten anderen Orte in Schweden, vermutlich seit 6000 v.Chr. Du kannst heute noch viele Grabstätten und Fliehburgen aus der Eisenzeit entdecken. Ein Drittel von Öland gehört seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe. Es handelt sich um 560 geschützte Quadratkilometer mit Dörfern, Steinmauern und kargen Kalksteinplateaus, den sogenannten „Alvar“. Das Kalksteinplateau Stora Alvaret umfasst 260 Quadratkilometern und macht die Landschaft sehr speziell und unterscheidet sich wirklich wesentlich von der übrigen Landschaft Schwedens. 75 Naturreservate gibt es auf der Insel, deren Flora, Fauna und Wildtierarten Naturfreunde aus der ganzen Welt anziehen. Angeblich gibt es im Vergleich zu Restschweden die meisten Sonnentage im Jahr – da wundert es doch niemanden, dass auch die schwedischen Königsfamilie ihre Residenz für die Sommermonate auf diese besondere Insel verlagert. Spoiler für alle Royalfans: wir haben das Schloss Solliden NICHT besucht, sorry.

Aber keine Sorge: auch ohne royales Interieur gibt es auf Öland einiges zu entdecken, sieh selbst!

Öland und die Windmühlen

Über 300 Windmühlen gibt es auf Öland – es waren einmal um die 2000 Stück im 19. Jahrhundert. Logisch, ist die Insel doch sehr flach und zusätzlich gewinnen Winde aus südlicher Richtung durch den Venturi-Effekt an Geschwindigkeit, wenn sie durch den Kalmarsund gepresst werden. Das macht die Insel heute zu einem beliebten Ziel für Surfer und Kiter. Wir haben aufs surfen verzichtet und haben stattdessen  die langen Reihen von alten Windmühlen bewundert! Ein tolles Fotomotiv sind die 5 Mühlen von Lerkaka (schwedisch Lerkaka kvarnar), zu finden im gleichnamigen Dorf Lerkaka. Die Mühlenreihe des Dorfes Störlinge ist zwar mit sieben Windmühlen länger, die Mühlen von Lerkaka gelten jedoch aufgrund ihrer Lage und des guten Erhaltungszustandes als eine der schönsten Mühlenreihen der Insel.

Gettlinge Gravfält

Zwischen den Dörfern Klinta und Gettlinge gibt es eine beeindruckende, 30 Meter lange bronzezeitliche Schiffssetzung aus 23 stehenden Granitblöcken. Das gesamte Gräberfeld bestand früher aus etwa 250 Gräbern in unterschiedlichsten Formen: Hügel, Schiffsetzungen, Steinkisten, Steinkreise, ein dreieckiges Grab und aufrechtstehende Kalksteinplatten. Eine wilde Mischung! Bislang wurden ca. 25 Gräber archäologisch untersucht. In einer Steinkiste fand man die Überreste eines Mannes, umgeben von seinen Waffen: Schwert, Schild, Speer und Lanze. 

Die archäologischen Untersuchungen ergaben, dass das Gräberfeld vermutlich über einen Zeitraum von rund 2.000 Jahren genutzt wurde – von etwa 1000 v.Chr. bis 1050 n.Chr. In Kombination mit einer (Überraschung) Windmühle in direkter Nachbarschaft, hat uns das Gräberfeld sehr fasziniert!

Karlevistenen

Bleiben wir noch einen Moment beim schwedischen Kulturerbe. Der Karlevi-Stein ist einer der ältesten und interessantesten Runensteine Schwedens. Er ist einen guten Meter hoch und wurde um das Jahr 1000 für einen vermutlich dänischen Krieger errichtet. Heute steht er relativ zusammenhangslos in der Landschaft, er war vermutlich aber Teil einer zwei Grabhügel umfassenden Grabanlage. Auffällig ist die Inschrift: für den Durchschnittstouristen nett anzuschauen, für den historisch Interessierten findet sich hier die bisher einzige runische Aufzeichnung einer Skaldenstrophe im Dróttkvætt-Versmaß. Dabei handelt es sich wohl um ein Ruhmesgedicht auf einen Wikingerkönig namens Skibbe.


Ölands Natur

Öland ist ein Mosaik von Naturformen: Laubwaldgebiete, Strände, Strandwiesen, Nadelwälder und Alvargebiete. Wundervolle Gegensätze, die den Besucher immer wieder zu überraschen wissen!

Stora Alvaret

Das Kalkplateau „Stora Alvaret“  am Südzipfel der Insel ist eine Art besondere Heidelandschaft. Die Erdschicht auf dem kalkhaltigen Untergrund ist sehr dünn. Deswegen wachsen hier keine Bäume und es kann auch nichts angebaut werden, aber die Flora und die Stimmung in dieser kargen Umgebung sind atemberaubend schön und einzigartig. Im Winter ist die Alvaret unter Schnee und Eis begraben und im Frühjahr steht sie an vielen Stellen unter Wasser. Bei unserem Besuch im Spätsommer knallte die Sonne vom Himmel und es wehte ein beständiger Wind. Wahrzeichen ist der 41 Meter hohe Leuchtturm namens Långe Jan. Der Aufstieg hat sich trotz steifer Brise total gelohnt, ist der Ausblick doch einfach ein Traum!

Auffällig sind kilometerlange Steinmauern, die Straßen von den Weiden und Wiesen trennen und mit Hilfe von schmalen Holztreppen überwunden werden können. König Karl X. Gustav ließ im 17. Jahrhundert eine schnurgerade Mauer zwischen West- und Ostküste bauen, um auf dem südlichsten Abschnitt von Öland die Hirsche der Insel in einem Wildgehege zu halten. Dieses Areal ist heute das Naturschutzgebiet Ottenby.


Naturschutzgebiet Trollskogen

Auch am Nordzipfel der Insel gibt es spektakuläre Landschaften. Das Naturschutzgebiet Trollskogen („Trollwald“) ist bekannt für seine knorrige Eichen, schiefen Kiefern und einen weitläufigen Klappersteinstrand. Auch hier gibt es einen Leuchtturm mit lustigem Namen: den Långe Erik. Wir haben uns vergleichsweise nur kurz an der Nordspitze aufgehalten, waren wir doch durch die absolut atemberaubende Landschaft des Südens etwas für den Norden verdorben …

Wem nach relaxen zumute ist, dem sei der ca. 20 Kilometer lange Sandstrand Böda Sand im Nordosten der Insel empfohlen – Ende August war es hier menschenleer und wundervoll!

Burg Eketorp

Burg Eketorp ist eine komplett ausgegrabene und rekonstruierte eisenzeitliche Wallburg. Sie wurde an der vorgeschichtlichen Stätte der Originalburg aufgebaut und beherbergt heute ein Freilichtmuseum mit Attraktionen wie Brotbacken, Bogenschießen, Schmieden, Textilarbeit, Spielen etc. Wir haben unseren Abendspaziergang um diese Burg herum gemacht und waren sehr erfreut, dass sie nicht abgeschlossen war, sondern wir innerhalb der Ringmauer, die fünf Meter hoch und sechs Meter breit ist, spazieren konnten.

Innerhalb dieser Mauer stehen Häuser aus der Steinzeit und mittelalterliche Holzhäuser im Ständerbohlenbau, die ohne Besucherverkehr eine tolle Atmosphäre machten. Burg Eketorp ist bisher die einzige der 19 bekannten frühgeschichtlichen Burgen auf Öland, die vollständig archäologisch erforscht wurde.


Schloss Borgholm

Schloss Borgholm war im Mittelalter eine wichtige Verteidigungsanlage, bis es um 1800 bis auf die Mauern niederbrannte. Heute ist die Ruine Museum und Veranstaltungsplatz für Festivitäten in der Sommerzeit. Einst ein sagenhaftes Barockschloss, das König Karl X. Gustav Mitte des 17. Jahrhunderts hier errichtete, stehen heute nur noch die mächtigen Kalksteinmauern. Wir haben einen ganzen Nachmittag in der Ruine verbracht, da nicht nur die riesigen Mauern imposant sind sondern man auch verschiedene Gewölbeerkunden kann, von denen ganze 5000 Quadratmeter überdacht sind.

Außerdem ist die Lage der Burg einfach grandios. Nehmt Euch auf jeden Fall die Zeit und erkundet das umliegende Gelände! Und googelt mal eine Luftaufnahme des Schlosses – leider hatte ich zu der Zeit noch keine Drohne … 

Funfact: Die Popband Roxette hat im Schloss Borgholm das Video zu “Listen to your heart” aufgenommen.

Fazit

Eine Woche Öland ist schön, ein zwei- oder dreiwöchiger Aufenthalt mit Sicherheit aber noch viel schöner! Auf dieser Insel gibt es so viel zu entdecken!!! Wir haben nur einen Bruchteil der vielfältigen Mischung aus Kultur und Natur erkunden können und werden mit Sicherheit wiederkommen!!!

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Kommentare

Eine Antwort

  1. U. H. sagt:

    Schöner Artikel. Was ich vermisse, wo waren denn nun Hunde erlaubt und wo nicht? Z. B. Der strand Böda Sand?

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