TEIL 1: Von Kristiansand nach Haugesund
Hallo und herzlich willkommen bei meinem Rückblick auf unsere dreiwöchige Tour mit dem Van durch Südnorwegen. Dieses Mal war ich so schlau und habe alle Stationen getrackt und auch eine tägliche Liste geführt, wann wir was in welcher Reihenfolge angesteuert haben. Dennoch ist die Vielzahl an Eindrücken wirklich erschlagend – jedenfalls wenn man so reist wie wir … daher wird der Bericht in mehreren Teilen erscheinen. Das gibt Dir die Möglichkeit, aus den unterschiedlichen Teilen, Deine ganz eigene Route zusammenzustellen und mir gibt es die Möglichkeit, nicht auszuflippen, weil der Bericht so lang wird ;0)

Tag 1: Kristiansand – Romsviga – Mandal – Sjosanden (51 km)

Wir sind von Dänemark (Hirtshals) mit dem Schnellkatamaran der Fjordline nach Kristiansand angereist. Da wir mit Hunden reisen, haben wir den Besuch der Stadt Kristiansand auf die Rückreise verschoben und sind stattdessen 20 Minuten abseits der Stadt ans Meer gefahren. Genauer gesagt nach Romsviga. Hier findet man einen typischen Küstenhof, der in dem jetzt bestehenden Ensemble seit 1600 n.Chr. bewirtschaftet wurde. Es gibt Bestrebungen, die typischen Holzboote der damaligen Zeit in das UNESCO Welterbe der Kulturgüter aufnehmen zu lassen. Romsviga ist der Einstieg zu einer sehr schönen Friluftsområde (Erholungsgebiet) zu dem auch Helleviga, Donestranda und die Paradisbukta gehören.


Wir wollen aber noch ein Stückchen weiter fahren und statten Mandal einen kurzen Besuch ab. Mandal ist die südlichste Stadt Norwegens. Für uns ist es die Erste der vielen weißen südnorwegischen Holzstädte und wir genießen es, in der Nebensaison durch die menschenleeren, gemütlichen, engen Gassen zu schlendern. Oberhalb der Stadt thront der Aussichtspunkt Uranienborg, der einen tollen Blick über die Stadt ermöglicht. Bei unserem Besuch war das Wetter durchwachsen, so dass wir diesen Punkt nicht besucht haben.


Bekannt ist Mandal auch für seine Sandstrände. Der Norweger macht hier gerne im Sommer Urlaub und am beliebtesten ist der 800 Meter lange Sjøsanden. Er erscheint regelmäßig auf der Liste „Beste Strände Norwegens“ – wir waren eher enttäuscht, kennen wir doch Schwedens lange Sandstrände. Direkt am Sjøsanden gibt es einen Campingplatz, auf dem wir unsere erste Nacht der Rundreise durch Norwegen verbracht haben.

Tag 2: Sjøsanden - Furuholmen - Restaurant Under - Lindesnes Fyr - Skrelia - Brufjell (130 km)

Eher zufällig passieren wir im Regen Furuholmen, eine kleine Insel, deren bunte Holzhäuschen vor hellblauem Wasser einfach zu einem kleinen Bummel einladen. Früher gab es auf dieser Insel einen großen Familiencampingplatz. Heute stehen hier kleine aber feine Holzhäuser, die durch eine unterirdische Parkgarage miteinander verbunden sind, so dass es auf der Insel keine (sichtbaren) Autos gibt! Irre, oder?

Weiter geht es für uns zum Under, Europas größtem Unterwasser-Restaurant. Auf Norwegisch heißt under übrigens sowohl „unter“ als auch „Wunder“.
Das vom Architekturbüro Snøhetta entworfene Bauwerk sieht aus wie eine Kunstinstallation und bietet fünfeinhalb Meter unter der Meeresoberfläche Michelin Sterneküche. Das 18-Gänge-Menu kostet um die 250€ pro Person – für uns nicht erschwinglich. Daher bestaunen wir das Bauwerk nur von außen, denn leider dürfen nur zahlende Gäste hinein.

Ganz in der Nähe vom Sternerestaurant gibt es ein weiteres „Must see“ an der Südküste. Seit 1655 steht in Lindesnes Norwegens ältester und südlichster Leuchtturm auf dem Festland. Lindesnes Fyr war seit dem Mittelalter eine der wichtigsten Landmarken zwischen Nordsee und Ostsee. Heute ist das Areal um den Leuchtturm ein nationales Leuchtfeuermuseum und man muss Einritt zahlen, um auf den Felsen rund um dem Leuchtturm kraxeln zu können. Fanden wir doof, insbesondere da es ziemlich stark regnete. Daher nur ein Bild von der Landseite aus.
Funfact: vom Lindesnes Fyr sind es noch 2518 km bis zum Nordkap!

Unser Tageshighlight ist ein Besuch im Wandergebiet Skrelia. Nach einer abenteuerlichen Anfahrt erreichen wir die blankgescheuerten Berge von Skrelia in Lyngdal. Das Gebiet ist ein leicht zu erwanderndes Felsterrain mit zahlreichen kleinen Gewässern und dem imposanten Wasserfall, der sich auf den Felsen bis in den fernen Ford ergießt. Ein wundervoller Ort, der die Anfahrt auf der einspurigen Schotterpiste wieder wettmacht.



Wir beenden den Tagestrip Am Brufjell, einem Paradis für Wanderer oder in unserem Fall ein Paradies für Freunde von wundervollen Fjordblicken!

Tag 3: Brufjell – Helleren – Sogndalstrand – Nesvåghålo – Brusand (83 km)

Helleren, die Felsenhäuser am Jøssingfjord, standen sehr weit oben auf meiner Wunschliste für Südnorwegen. Ich finde es immer wieder sehr faszinierend, wie sich unsere Vorfahren in den rauen klimatischen Verhältnissen ihrer Zeit einrichteten: einfach das Haus in den Felsüberhang integrieren und zack, braucht man noch nicht einmal ein wirklich wetterfestes Dach! Trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass in diesen kleinen Häuschen im frühen 19. Jahrhundert bis zu drei Familien wohnten, die sich mit Fischerei, Schafzucht und dem Anbau von Gemüse über Wasser hielten. Irre!
Weniger schön: heute ist der Fjord völlig bebaut und das umgebende Ambiente eines Industriegebietes schmälert die Begeisterung für die Felsenhäuser.



Weiter geht die Fahrt nach Sogndalstrand. Sogndalstrand ist eine kleine denkmalgeschützte Siedlung in der Gemeinde Sogndal. Ungefähr 80 Einwohnende leben in Holzhäusern aus dem 18. Und 19. Jahrhundert und müssen sich scheinbar in der Hauptsaison mit einer enormen Zahl von Besuchenden arrangieren. Selbst schuld – ist der Ort nicht nur niedlich, sondern auch top gepflegt und liebevoll mit Blumen dekoriert. Die kleinen Kunsthandwerkerläden auf der einzigen „Straße“ des Ortes laden zum Geldausgeben ein und das Restaurant Names Kulturhotell hat sehr gute Kritiken. Wir freuen uns, dass der Ort bei unserem Besuch wirkt wie ein niederrheinisches Kuhdorf: neugierige Einwohnende sitzen auf Bänken und begutachten die Neuankömmlinge. Auf der Werbeseite der Stadt liest man: „Jeden Herbst wird «Kjærlighedsvego» (die Woche der Liebe) veranstaltet. Hier gibt es keine Touristen, nur Gäste!“ Ich war gerne Gästin und mochte den (leeren) Ort sehr


Für uns steht für diesen Tag noch eine „einfache“ Wanderung auf dem Zettel. Nesvåghålo ist eine irre Gesteinsformation an der Küste bei dem winzig kleinen Ort Nesvåg an der Straße Fv33, die sich unabhängig von der Wanderung zu den Gletschertöpfen zu fahren lohnt! Die Gletschertöpfe sind durch Steine entstanden, die durch fließendes Wasser unter einem schmelzenden Gletscher gewirbelt sind und die bestehenden Felsbrocken aushöhlten. Angeblich findet man immer noch den Stein, der für das Aushöhlen verantwortlich war! Allerdings sind wir gar nicht bis zur besagten Höhle samt instagramablen Ausblick gekommen. Zunächst führt der Weg noch harmlos durch ein Waldstück. Später geht es dann aber über die felsige Küstenlinie, die wunderschön ist, aber auch nicht so einfach zu überwinden. In Begleitung eines 13 jährigen Hundes, haben wir den Ausblick genossen und auf die finalen Meter steil hinunter bis an die Wasserlinie verzichtet. Daher gibt es für Euch nur einen Screenshot von googlemaps.



Die Nacht verbringen wir am wunderschönen Brusand. 7 km Sandstrand, eine natürliche Lagune und bei unserer Ankunft eine ordentliche Brise Wind, ergibt in der Zusammenstellung traumhafte Bedingungen für SurferInnen. Wir setzen uns in den Sand, lassen uns von der Sonne wärmen und beobachten das Kitesurfing. Der Ort Brusand liegt auf einem schmalen Streifen zwischen dem See Bjåvatnet und dem Meer. Uns fallen mit Moos bewachsene Betonpanzersperrungen auf, sind kurz irritiert und vergessen es wieder. Beim Schreiben dieses Artikels ploppen Hinweise auf, dass die Norweger diese Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg „Hitlerzähne“ nennen. Visitnorway klärt dazu auf: „Die Angst vor einer alliierten Invasion war bei den Deutschen im Zweiten Weltkrieg groß. Daher wurde der Atlantikwall gebaut – eine kontinuierliche Kette von Küstenforts, von der Grenze zwischen Spanien und Frankreich im Süden bis in den Norden entlang der gesamten norwegischen Küste. Über 20 % der rund 1500 Batterien, die als Teil des Atlantikdamms gebaut wurden, befanden sich in Norwegen.“ Wieder schlauer geworden ;0)


Tag 4: Brusand – Landschaftsroute Jaeren (Leuchtturm Kvassheim, Schiffswrack „Northfrost“, Varhaug Gamle Kirkegard) Stavanger – Haugesund (144 km)

Nach einer ruhigen Nacht in Brusand und einem schönen Morgengassi am Strand, machen wir uns auf, um die Landschaftsroute Jæren zu erkunden. In jedem Reiseführer wird ausdrücklich empfohlen, diese Küstenroute zu befahren (Straße 44), statt die Schnellstraße (E39) nach Stavanger zu nehmen. Natürlich sind wir diesem Tipp gerne gefolgt!

Die Landschaftsroute Jæren unterscheidet sich deutlich von allen anderen Norwegischen Landschaftsrouten. Der Reiseführer spricht von Kulturlandschaften und meint damit vermutlich: flach, landwirtschaftlich genutzt und recht unspektakulär. Für die Niederrheinerin ;0). Für den Norweger sind die insgesamt 70 km Sandstrände ganz bestimmt etwas Besonderes. Was uns auffällt: entlang der Küste von Jæren wurde oft Schiffbruch erlitten. Wir besichtigen ein Schiffswrack und erkunden alle paar Kilometer einen Leuchtturm.


Der Leuchtturm in Kvassheim ist einer der bekanntesten Türme der Gegend und man verpasste ihm seinerzeit ein Nebelhorn, um den Schiffsverkehr sicher an der Küste von Jæren vorbeizuleiten. Heute ist hier eine große Friluftsområde zu finden.

Sehr gut gefallen hat uns Varhaugs alter Küstenfriedhof. Er steht unter Denkmalschutz, auch wenn die heutige Kapelle nicht das Originalgebäude von ca. 1200 n.Chr. ist. Die heutige Kapelle wurde im Jahr 1951 erbaut. Sie hat eine Grundfläche von gerade einmal 15 Quadratmetern und bietet 14 Besucher:innen einen Platz. Meganiedlich!!!

Nach einer längeren Diskussion entscheiden wir uns für einen kurzen Stadtbesuch in Stavanger – ich fand es toll, mein Mann eher weniger.
Stavanger, die internationale Fjordstadt, ist bekannt für Straßenkunst, gutes Essen und Kultur. Gamle Stavanger ist denkmalgeschützt und liegt auf der Westseite des Hafen Vågen. Gamle Stavanger besteht aus 173 Holzhäusern, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut wurden. Obwohl ein riesiges Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt, können wir entspannt durch die Gassen schlendern.

Touristischer geht es auf dem Skagenkaien zu, wo sich Restaurants, Bar und Souvenierläden abwechseln. Das Highlight war für mich aber definitiv die Street Art von Stavanger, über die ich bereits einen eigenen Blogartikel verfasst habe.https://www.nordlandverliebt.de/2025/07/street-art-in-stavanger/




Als keine besonders großen Stadtfans, reicht uns die Stippvisite in Stavanger und wir fahren nordwärts aus der Stadt raus und nehmen unsere erste Fähre (Mortavika – Arsvagen). Wir folgen der E39 ein ganzes Stück und übernachten sehr schön in der Nähe von Haugesund am Meer.


Ich habe Dir eine Googlemaps- Liste zu diesem ersten Teil unserer Südnorwegen-Rundreise angelegt. Speichere sie Dir gerne ab:
http://Südnorwegen, Teil 1 https://maps.app.goo.gl/TczeCUy35Bdh9shD7?g_st=i